Konzilsgedächtniskirche
Erscheinungsbild
Auf den ersten Blick wirkt der wuchtige Klotz ärmlich. Von außen ein unansehnlicher Betonbau, von innen eine große quadratische Halle, zweigeschossig die Wand mit tiefen Nischen und einem umlaufenden Gang hinter wie in den Beton geschnittene Fensteröffnungen. Sichtbeton und eine flache Stahlkassettendecke bestimmen den Eindruck, dazu ein honiggelber Teppichboden, Birnenholzlehnen an den Bänken aus weiß gestrichenem Stahlblech. Die Beichtstühle sind minimalistisch anmutende Stahlskulpturen, ebenfalls weiß gestrichen. Der Raum ist bildlos konzipiert und wirkt merkwürdig unfertig. Keine Fensterrahmen, die Betonflächen unverputzt, kein Schmuck. Hier wird nichts vorgetäuscht, hier regiert das Material in seiner Unmittelbarkeit. Ein tischartiger mächtiger Stein als Altar im Zentrum des Raumes, an drei Seiten um ihn herum die Bänke, an der vierten Seite eine Orgelempore, die wie eine in den Raum gestellte riesige Skulptur wirkt.
Wirkung
Dieser, noch vor dem Erscheinen des nach dem Zweiten Vatikanischen Konzils erneuerten Messbuchs, fertiggestellte Raum vermittelt zwei wesentliche Erfahrungen. Zum einen ist es die Erfahrung eines Verlustes. Denn der gesamte Reichtum der alten Kunst, die Fülle der Bilder, die vor den Augen der Betrachter*in ausgebreiteten Welten, in denen er/sie vorgespielt bekam, was er/sie erhoffte, ersehnte, erwartete, all das ist verloren gegangen. An Stelle dessen leere Wände, grauer Beton, weiße Flächen. Zum anderen vermittelt der Raum die Erfahrung eines unerwarteten und erstaunlichen Gewinns. Denn mit der feiernden Gemeinde hält das Leben Einzug in ihn/sie, wird der leere Raum erfüllt von Gesang, Gebet, Begegnung, gemeinsamer Feier. Kinder und Erwachsene, alle sind daran beteiligt.
Aktive Teilnahme
Sie sind nicht mehr stumme Zuschauer*innen, sondern Mitspieler*innen. Sie haben die Bühne betreten, ja der ganze Raum ist Bühne und alle wirken mit an einem großen gemeinsamen Spiel. Sie kommen nicht durch ein Haupttor, sondern von allen Seiten durch die Türen an den Ecken in den Raum. Sie sind um eine Mitte versammelt und auf eine Mitte ausgerichtet, die ihnen in den Gestalten von Brot und Wein, im Wort, in der eigenen Gemeinschaft und im Priester gegenwärtig wird. Alle bewegen sich auf derselben Ebene. Es gibt keine hierarchische Abstufung. So entsteht hier etwas im Vollzug der Feier neu, das andererseits verloren schien. Denn das, was den Betrachtenden früher vor Augen geführt wurde, als ein Spiel in den fernen Welten der Bilder, im fernen "Theatrum" des Presbyteriums, das vollziehen sie nun selbst. Die Zuschauer*innen alter Zeiten haben die Bühne betreten und spielen nun das, was sie früher nur betrachtet hatten. Selbstverständlich geht das nicht immer gut und lässt manches auch zu wünschen übrig. Aber es ist das Erwachen zu einer neuen Selbständigkeit und Eigenverantwortung. Nun spielen alle.
Weitere Informationen zur belebten Gemeinde: https://pfarre-lainz-speising.at/